Vögel haben unterschiedliche Schnabelformen. Die Schnäbel haben sich im Laufe der Evolution an den jeweiligen Lebensraum und das dort vorhandene Nahrungsspektrum angepasst bzw. darauf spezialisiert. Anhand eines Experiments mit verschiedenen Werkzeugen (Pinzetten, Nussknacker, Zangen etc.) können die Lernenden die Mundwerkzeuge ausprobieren. Gemeinsam wird erarbeitet, welche Form/Funktion sich für welche Nahrung am besten eignet.
Der Schulgarten ist als Lernort für diese Methode besonders empfehlenswert. Die Einheit ist aber prinzipiell saisonunabhängig und ganzjährig, auch in Innenräumen möglich.
Benötigte Materialien:
- Arbeitsblatt
- Vogelstreufutter-Mischung
- Sonnenblumenkerne mit Schale, Walnüsse, Pistazien, Rosinen etc.
- unterschiedliche Küchenutensilien und unterschiedliches Werkzeug: Zangen, Nussknacker, kurze und lange Pinzetten, Löffel, Kelle, Küchensieb etc.
- Wasserwanne mit Kies oder Sand
- Schneidebrett mit einem Stück Obst/Gemüse
Ablauf
Nach einer kurzen Einleitung über Vögel allgemein (siehe Hintergrundinformationen unten), der Evolution und der Anpassung an den jeweiligen Lebensraum dürfen die Lernenden selbst aktiv werden. Optional wird die Klasse in Kleingruppen aufgeteilt.
Experimentierstationen:
Auf einem oder mehreren Tischen verteilt finden die Lernenden verschiedene Werkzeuge und diverse Futtermittel.
Mögliche Werkzeuge:
- Verschiedene Zangen, wie Kombizange oder Flachrundzange
- Grillzangen aus Holz oder Metall
- Pinzette kurz und breit
- Pinzette spitz und lang (muss in das Bohrloch des Holzblocks passen, s.u.)
- Nussknacker
- Löffel oder Suppenkelle
- Tee- bzw. Küchensiebe gestielt
- Messer und Gabel
Nahrungsangebot:
- Schale mit Vogelstreufutter-Mischung
- Schale mit Sonnenblumenkernen (mit Schale)
- Schale mit Rosinen
- Schale mit Walnüssen
- Schale mit Pistazien
- Wasserwanne mit Schicht Sand oder Kies
- Ein größeres Stück Gurke auf Schneidbrett
- Als besonders spannendes Element: Holzblock mit einem oder mehreren Bohrlöchern.
Die Bohrlöcher sollten einen Durchmesser von 1 cm haben (10er Bohrer verwenden) und ca. 8 cm tief sein. In jedes Bohrloch eine Rosine oder Gummibärchen (Ähnlichkeit mit Larve) hineinstecken. Achtung: die lange dünne Pinzette muss hineinpassen.
Jedes Kind darf jedes Werkzeug ausprobieren und versuchen, die angebotene Nahrung damit aufzusammeln. Sie sollen erforschen, welches Werkzeug sich für welche Nahrung am besten eignet und warum.
- Körner, Rosinen etc. aufpicken
- Rosinen aus einem Loch im Baumstamm ziehen
- Nüsse knacken
- Kieselsteine in einem hohen Wasserglas „fischen“
- Gurke in Stücke schneiden
Die Kinder sollen die Werkzeuge aus hygienischen Gründen nicht in den Mund stecken! Falls etwas verzehrt werden darf, dann selbstverständlich nur diejenigen Bestandteile, die für den menschlichen Verzehr vorgesehen sind, wie die Nüsse.
Die Schülerinnen und Schüler bzw. die Kleingruppen füllen das Arbeitsblatt aus und halten hier ihre gewonnenen Erkenntnisse fest.
Besprechung:
Im Anschluss wird gemeinsam besprochen, welches Werkzeug sich für welche Nahrung am besten geeignet hat. Gemeinsam werden schließlich die Werkzeuge mit den Schnabelformen verglichen und einige bekannte Vogelarten zu den jeweiligen Schnabelformen vorgestellt:
- Allesfresser – Multitalentschnabel
- Beeren- und Insektenfresser – Pinzettenschnabel
- Samenfresser – Kompaktschnabel
- Wasserinsekten- und Grünpflanzenfresser – Löffelschnabel
- Fischfresser – Sägeschnabel
Auflösung:
Allesfresser (Bsp. Krähenvögel – Eichelhäher, Dohle, Elster, Rabenkrähe)
Schnabelform: Allesfresser- oder Multitalentschnabel
vielseitig einsetzbarer, kräftiger und kantiger Schnabel
Nahrung: Früchte, Nüsse, Samen, Insekten, Biomüll, andere Vögel
Vergleichswerkzeug im Spiel: kurze Pinzette, evtl. Zange „kann nichts so richtig aber alles gut genug“
Vergleichsnahrung im Spiel: Körner, Rosinen, evtl. Pistazien o.ä.
Beeren- und Insektenfresser (Bsp. Amsel, Drossel, Rotkehlchen, Zilpzalp, Bachstelze, Star, Kleiber, Specht)
Schnabelform: Pinzettenschnabel
länglicher, spitz zulaufender, schmaler, gerader Schnabel
Nahrung: weiche Nahrung, Beeren, Insekten, Würmer
Kann diese auch aus tiefen Löchern ziehen
Vergleichswerkzeug im Spiel: lange Pinzette
Vergleichsnahrung im Spiel: Rosinen oder Gummibärchen im Holzblock oder in Schale
Samenfresser (Bsp. Buch- und Grünfink, Kernbeißer, Spatz)
Schnabelform: Kegel- oder Kompaktschnabel
kräftiger, kleiner und kompakter Schnabel, vorne spitz an der Basis breit
Nahrung: Körner, Samen und Nüsse
Vergleichswerkzeug im Spiel: Nussknacker, Zangen
Vergleichsnahrung im Spiel: Nüsse und Körner
Wasserinsekten- und Grünpflanzenfresser (Bsp. Wasservögel: Enten, Gänse, Schwäne)
Schnabelform: Löffelschnabel
Breiter, vorn abgerundeter Schnabel, seitlich lamellenartig, Unterschnabel flach
Nahrung: diverse Pflanzenteile, Wasserinsekten
Vergleichswerkzeug im Spiel: Siebe, Kelle, Löffel
Vergleichsnahrung im Spiel: Wasser-Gläser mit Sand und Kieseln
Fisch- und Grünpflanzenfresser (Bsp. Gänsesäger, Pinguin, Haubentaucher)
Schnabelform: Sägeschnabel
Langer Schnabel mit kleinen Sägen an den Rändern, vorne spitz
Nahrung: Fische u.a. Tiere im Wasser
Vergleichswerkzeug im Spiel: Messer (und Gabel)
Vergleichsnahrung im Spiel: Großes Stück Gurke o.ä.
Optional: Runde im Schulgarten:
Im Schulgarten oder in einem anderen Garten oder Park kann abschließend der Lebensraum für Vögel erkundet werden. Wichtige Elemente (Bäume, Hecken, wilde Ecken, Kompost, Laubhaufen etc.) werden aufgezeigt, die im Idealfall in einem naturnahen, vogelfreundlichen Garten vorkommen. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern kann das vorhandene Nahrungsangebot ausfindig gemacht und darüber diskutiert werden.
Darüber hinaus gibt es mit etwas Glück Vogelstimmen zum Hören oder eine Vogelsichtung. Falls ein Fernglas zur Verfügung steht, kann dieses eingesetzt werden.
Kompetenzorientierte Lernziele
- Die Lernenden erfahren, wie Vögel leben und welches Nahrungsspektrum sie bevorzugen.
- Sie befassen sich mit der evolutionären Entwicklung, der Anpassung an die jeweiligen Standortbedingungen und der Spezialisierung an einen Lebensraum am Beispiel der Vögel.
- Sie erkennen Zusammenhänge und schärfen den Blick auf die ganzheitliche Situation von Ökosystemen (die Natur als Netzwerk denken).
- Sie lernen unterschiedliche Werkzeugarten kennen und damit hantieren, dadurch Schulung der Feinmotorik.
- Optional: Die Lernenden erfahren, welche Elemente eines naturnahen Gartens als Lebensraum für Vögel wichtig sind.
Download und weiterführende Links:
Weiterführende Ideen
Weiterführende Informationen zur Vielfalt der Schnabelformen
Diese Methodik wurde zur Verfügung gestellt von:
Ihr Feedback an uns:
Filter